Bildung für alle - CReality

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Bildung für alle

Politische Ordnung

Gleicher Zugang zur Bildung für alle und überall


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Thesen zur aktuellen Problematik
1. In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich die soziale Ungleichheit wieder vergrössert und die vertikale Mobilität im Bildungswesen hat abgenommen.
2. Die Corona-Pandemie hat die Schere ungleicher Bildungschancen zwischen Arm und Reich in fast allen Ländern zusätzlich vergrössert.
3. Die verstärkte Ausrichtung von Bildung und Ausbildung auf die Märkte und deren zunehmende Privatisierung hat die Bildungsungleichheit ebenfalls verschärft.
4. In vielen Ländern mit ausgebauten oder vorwiegend privaten Bildungseinrichtungen – wie in  den USA – hat die Verschuldung der Bildungsabsolvent*innen in den letzten Jahren zugenommen und die soziale Polarisierung der Bildung ist gewachsen (Arme gehen in – oft minderwertige – staatliche Schulen, Reiche in teure Privatschulen).


Lösungsansätze
- Uneingeschränktes Recht auf Bildung für alle und überall
- Für gleichen Zugang aller zu allen Schulen und Bildungsangeboten
- Qualitativ hochstehende öffentliche Bildungs-angebote in allen Ländern und auf allen Stufen und private Bildungsangebote nur ergänzend zu den öffentlichen Bildungs-einrichtungen
- Einrichtung eines eigenen Bildungskontos für jeden Menschen unabhängig von seinem Wohnstaat
- Transferleistungen der reichen Länder an die Bildungsfinanzierung in den armen Ländern


Diskussion

Pierre Bourdieu (1982, 1983) hat darauf hingewiesen, dass das Bildungssystem und die Schulen in der Regel die bestehenden sozialen Gruppen und Klassen reproduzieren. Die Schulen vermitteln Werte der Oberschichten und der oberen Mittelschichten. Bildungsinhalte sind „hochkulturelles Kapital" und werden in Form von Universitätsabschlüssen formalisiert und von Generation zu Generation weitergegeben. Bekanntlich unterscheidet Bourdieu vier Formen von Kapital: ökonomisches Kapital (Vermögen, Einkommen), soziales Kapital (Beziehungen zu einflussreichen Personen und Gruppen), kulturelles Kapital (Wissen, handwerkliche Fertigkeiten, Bildung, akademische Titel usw.) und symbolisches Kapital (persönliche Anerkennung, Prestige, guter Ruf usw.; vgl. Feldmann 2005:53). Bildung als Bestandteil des kulturellen Kapitals kann laut Bourdieu (vgl. Feldmann 2005:254) drei Formen annehmen: Erstens inkorporiertes Kapital wie körpergebundene, verinnerlichte Dispositionen, Einstellungen und Kompetenzen, zweitens objektiviertes Kulturkapital wie Bücher, Bilder, Instrumente, Gebäude usw., drittens institutionalisiertes Kulturkapital wie Schulabschlüsse und andere hochwertigen Qualifikationsnachweise. Zwar betont Bourdieu, dass das Kulturkapital vor allem von den Eltern auf die Kinder übergeht, was sich etwa in der relativen Undurchlässigkeit der Bildungssysteme für Angehörige verschiedener sozialer Schichten oder Gruppen erweist. Wenn sich auch in den 1970er Jahren die soziale Durchlässigkeit des Bildungssystems vorübergehend vergrösserte, hat sich dieser Trend ab Ende der 1980er Jahren wieder umgekehrt. Doch trifft es sicher bis heute zu, dass – auch wenn es einigen Unterprivilegierten gelingt, aufzusteigen, „die wichtigsten Gruppen … in ihren Relationen relativ konstant und die hierarchische Ordnung … stabil" bleiben (Feldmann 2005:255). Ja, Bourdieu (vgl. Feldmann 2005:255) spricht von „symbolischer Gewalt" (vgl. auch Kramer 2013:118ff.), die im Bildungssystem auf bildungsferne Kinder ausgeübt wird. Umso wichtiger ist nach wie vor für alle Menschen und egal welcher sozialer Herkunft, dass sie ständig ihr Bildungskapital vergrössern oder zumindest bewahren. Denn immer noch lässt sich kulturelles Kapital weitaus leichter erwerben als etwa ökonomisches, soziales oder symbolisches Kapital.
In den USA nahmen zwischen 1989 und 2014 die staatlichen Bildungskosten nominal von 37,5 auf 83,5 Milliarden Dollar zu, was inflationsbereinigt eine Zunahme von 7,9% bedeutete (vgl. Braunschweig 2016:29). Allerdings stieg die Zahl der Studierenden um 50% bei gleichzeitiger Zunahme der Kosten um 50%, was bedeutet, dass in den vergangenen 25 Jahren die staatlichen Beiträge an die Ausbildung pro Person netto um 24% gefallen waren (vgl. Braunschweig 2016:29).


Forum

Angeführte Literatur
- Bourdieu, Pierre
1982:   Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt: Suhrkamp.
1983:   Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital. In: Kreckel, Reinhard (Hrsg.): Soziale Ungleichheiten. Göttingen: O. Schwartz.
- Braunschweig, Oliver
2016:  Wenn Bildung zum Risiko wird. In: Neue Zürcher Zeitung vom 6.4.2016. 29.

- Feldmann, Klaus
2005:   Soziologie kompakt. Eine Einführung. 3. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
- Kramer, Rolf-Torsten
2013:   Abschied oder Rückruf von Bourdieu? Forschungsperspektiven zwischen Bildungsentscheidungen und Varianten der kulturellen Passung. In: Dietrich, Fabian / Heinrich, Martin / Thieme, Nina (Hrsg.): Bildungsgerechtigkeit jenseits von Chancengerechtigkeit. Theoretische und empirische Ergänzungen unter Alternativen zu ‚PISA‘. Wiesbaden: Springer VS. 115 – 135.


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