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Für einen verstärkten Dialog zwischen den Religionen und dem säkularen Staat und für wirkliche Ernstnahme demokratischer Anliegen
Analyse
Die Fundamentalismus-
„fundamentalistische Religionen“ und „nicht fundamentalistische Religionen“ gibt, sondern dass fundamentalistische Tendenzen und Menschen in allen Religionen vorkommen – je nach politischem, sozialem und wirtschaftlichem Umfeld. Der Begriff „Fundamentalismus“ ist nicht sehr glücklich gewählt: Streng genommen drückt der Begriff nichts anderes aus, als das Bestreben, sich stärker an den zentralen, „fundamentalen“ Glaubensinhalten zu orientieren, also zu den „Fundamenten“ eines religiösen Glaubens zurückzukehren. Der Begriff "Fundamentalismus" wird jedoch heute praktisch überall als Negativbezeichnung verwendet.
Auch in den islamischen Ländern wurde der Fundamentalismusbegriff diskutiert, unter anderem im Iran. Die schiitische Zeitschrift Al-
These 1: Fundamentalist/inn/en vertreten und propagieren ein bestimmtes Weltbild -
Fundamentalistische Verhaltensweisen stellen in der Regel einen wenn auch letztlich erfolglosen -
Inhalt und gleichzeitig Transmissionsriemen fundamentalistischer Bewegungen können religiöse oder quasi-
Fundamentalismus ist nicht einfach ein „Aufstand gegen die Moderne“ (vgl. Meyer 1989), sondern viel eher ein Aufbegehren gegen die nicht eingehaltenen Versprechungen der Moderne (Freiheit, Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit), aber auch gegen die weltanschauliche Heimatlosigkeit des Säkularismus.
These 2: Fundamentalistische Bewegungen sind zumeist Reaktionen auf politische Ungerechtigkeit, soziale Entfremdung, wirtschaftliche Not, ethnisch-
These 3: Wie andere soziale Bewegungen zielen auch fundamentalistische Bewegungen darauf ab (oder geben vor), die Lebenssituation in irgendeiner Art benachteiligter Menschen (oder Lebewesen) zu verbessern.
Fundamentalistische Erfahrungen und Gruppen gewähren eine Art "sozialen Schonraum", scheinbar zeitlos, abgehoben von aktuellen Spannungen, wirtschaftlichen Schwierigkeiten und sozialen Konflikten. Gleichzeitig erheben fundamentalistische Bewegungen den Anspruch, nicht eingelöste Versprechungen des westlich-
These 4: Fundamentalistische Bewegungen versuchen, auf gewaltsame Weise gesellschaftliche, politische oder wirtschaftliche Macht zu erringen oder zu bewahren. Dabei ist die Frage, ob mehr oder weniger Gewalt angewendet wird, nicht so sehr eine Frage von mehr oder weniger Fundamentalismus, sondern vielmehr eine Frage der herrschenden politischen Kultur. Entscheidend ist die Bereitschaft, gegebenenfalls Gewalt auszuüben und die Integrität der Betroffenen zu verletzen.
Wenn Anhänger des Al-
These 5: Fundamentalistische Bewegungen schaffen Identität durch Abschliessung und Abwehr gegen andere Weltanschauungen. Durch Gruppenzwang und soziale Kontrolle reduzieren oder zerstören sie die individuelle Entscheidungsfreiheit und Autonomie sowohl nach innen (eigene Mitglieder), als auch nach aussen (Gewalt gegen anders Denkende). Oft richtet sich ihre Gewalt gegen ganze Gruppen oder bestimmte Lebensbereiche (Unterdrückung der Frauen, Sexualitätsfeindlichkeit, Gewalt gegen "Ungläubige" oder Menschen anderer Überzeugung).
These 6: Fundamentalist/inn/en vertreten häufig Inhalte, die weniger "authentisch" der "wortgetreu" sind, als "traditionelle" Glaubensinhalte und Weltanschauungen. Oft bestehen die Überzeugungen fundamentalistischer Menschen aus Fragmenten und Bruchstücken, die nicht älter als 100 oder 200 Jahre alt sind.
Wie etwa Barr (1981) für christliche Evangelikale nachgewiesen hat, benutzen, propagieren und vertreten integristische und oft auch fundamentalistische Bewegungen als „authentisch“ ausgegebene Inhalte, Vorstellungen und Verhaltensweisen, die meist nicht älter als 100 oder 150 Jahre sind. Die kritisch-
Lösungsansätze
These 7: Fundamentalistische Einstellungen und Verhaltensweisen gibt es bei Menschen aller Religionen, Weltanschauungen und Grundhaltungen
Das bedeutet, dass es weniger um religiöse Inhalte geht, sondern um ein dialogisches Kommunikationsverhalten, unabhängig davon, welcher Weltanschauung oder Religion jemand angehört.
These 8: Daraus folgt, dass auch Angehörige religiöser, aber auch areligiöser oder atheistischer Weltbilder fundamentalistisch handeln können. Es gibt fundamentalistische Christ/inn/en, Muslime, Hindus und Buddhist/inn/en, aber auch fundamentalistische Nationalist/inn/en, Liberale, Humanist/inn/en, Grüne und Feministinnen
Aus dem oben Gesagten sollte klar geworden sein, dass alle religiösen, aber auch säkularen weltanschaulichen Inhalte unter bestimmten Bedingungen fundamentalistisch werden können. Konsistente Weltbilder, die als hundertprozentig widerspruchsfrei postuliert und mit allen Mitteln und ohne Rücksicht auf Verluste durchgesetzt werden sollen, gehorchen weitgehend gleichen Gesetzen, unabhängig davon, ob sie religiöse oder areligiöse Inhalte transportieren. Der transportierte Inhalt ist zweitrangig – und die Inhalte können oft sehr schnell ausgetauscht werden. So war etwa die in den 1970er Jahren die Janata Vimukti Peramuna-
Das bedeutet, dass die beste Strategie gegen Fundamentalismus einerseits glaubhafte und identitätsstiftende Inhalte, Werte und Normen sind, und auf der anderen Seite das stetige kritische Überdenken der eigenen Überzeugung im Austausch mit Menschen anderer Weltanschauungen. Oder theologischer formuliert: Die Vermittlung spirituell-
These 9: Fundamentalismus ist letztlich nicht ein religiöses Phänomen, sondern eine Identitätsproblematik und eine Wahrnehmungs-
Fundamentalistische Gruppen bedienen sich religiöser – oder nationalistischer, rassistischer und anderer -
Darum liegt die Antwort insbesondere auf religiösen Fundamentalismus nicht in der Ablehnung von Religion, sondern in einem vertieften Verständnis der eigenen und auch der fremden Traditionen.
Angeführte Literatur
Barr, James
1981: Fundamentalismus. München: Chr. Kaiser.
Jäggi, Christian J. / Krieger, David J.
1991: Fundamentalismus – ein Phänomen der Gegenwart. Zürich: Orell Füssli.
Kathpress Info-
9.2.1990: Iran: Fundamentalismusbegriff wird diskutiert. Schiitische Monatszeitschrift verweist auf die "nachkonziliare Kirche".
Meyer, Thomas
1989: Fundamentalismus. Aufstand gegen die Moderne. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch.
Rohr, Elisabeth
1993: Fundamentalismus: Eine Utopie der Entrechteten? In: Peripherie 50/1993.
Weiterführende Texte
Jäggi, Christian J.
2013: Fundamentalismus. LE T 77. 30 Seiten. Meggen: Inter-
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